Von Heidi von Pein
Auf die Frage:"Wo wohnst du denn?" Vielleicht weil die Antwort viel über die eigenen finanziellen Möglichkeiten offenbart, mehr als das Fahren oder der Besitz eines Autos.
Ein Auto kann man leasen oder in Raten abstottern, eine Wohnung muss man dauerhaft bezahlen können. Es gibt Wohnbezirke, auch hier in Braunschweig, die zu Recht oder Unrecht in Verruf geraten sind. Kaum jemand möchte für immer dort wohnen, weil es zu laut, zu schmutzig, zu eng, zu kaputt, zu... ist.
Aber was kann man machen, wenn geeigneter bezahlbarer Wohnraum immer knapper wird? Die Stadt Wien hat einen beispielhaften Weg gefunden. Sie ist der größte Immobilienbesitzer Europas und kümmert sich seit Jahrzehnten um soziales Wohnen. Der Stadt gehören 200.000 Wohnungen, 200.000 weitere hat sie finanziell gefördert. Die meisten gehören den vielen Genossenschaften. Von den 1,8 Millionen Wienern leben zwei Drittel in einer geförderten Wohnung oder in einer Gemeindewohnung. Dafür zahlt die Stadt jährlich 600 Millionen Euro. Es ist den Verantwortlichen ein Anliegen, kostengünstige Wohnungen anzubieten und die soziale Mischung im Auge zu behalten. „Die Adresse soll nicht Auskunft geben, was wer verdient, was man sich leisten kann...“, sagt Stadtrat Ludwig.
Die Mieten dieser Wohnungen liegen zwischen 3 Euro und 10 Euro pro Quadratmeter. Auf dem privaten Wohnungsmarkt zahlt man das Zehnfache oder mehr.
Die aktuelle Frage ist, wie lange diese Mieten noch so günstig bleiben werden, denn die Europäische Union sieht darin eine Wettbewerbsverzerrung. Für die Wiener Stadtverantwortlichen ist bezahlbares Wohnen jedoch ein Grundrecht, das sie verteidigen wollen. Die kämpferische Wiener Resolution an die EUWettbewerbskommission haben bisher 30 Städte aus ganz Europa unterzeichnet. Schade, dass Braunschweig mit seinen Verkäufen und Privatisierungen einen anderen Weg eingeschlagen hat!
Quelle: Das "Wiener Modell". Bezahlbare Wohnungen, ausreichender Wohnraum
[ Heidi von Pein ]